Bamberger Poetikprofessur 2008
Creators
- 1. Lehrstuhl für Neuere deutsche Literaturwissenschaft
- 2. Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Description
Seit 1986 kommen auf Einladung des Lehrstuhls für Neuere deutsche Literaturwissenschaft alljährlich namhafte Autorinnen und Autoren an die Otto-Friedrich-Universität, um dort im Rahmen der Bamberger Poetikprofessur vier öffentliche Vorlesungen zu halten und in Seminaren mit Studierenden zu diskutieren.
John von Düffel geboren 1966 in Göttingen, wuchs unter anderem im irischen Londonderry und in Vermillion, South Dakota (USA), auf. Er studierte Philosophie, Germanistik und Volkswirtschaft an den Universitäten Freiburg i. Br. sowie Stirling, Schottland. 1989 beendete er sein Studium mit einer Promotion im Fach Philosophie. Anschließend arbeitete er als Film-, Tanz-, und Theaterkritiker, ab 1991 als Dramaturg am Theater der Altmark in Stendal, später in Oldenburg, Basel und Bonn. Seit 2000 ist von Düffel als Dramaturg am Thalia Theater in Hamburg beschäftigt und sorgte hier 2005 mit seiner Bühnenfassung von Thomas Manns Buddenbrooks für Aufsehen. Er war im Sommersemester 2000 Gastprofessor am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, lehrt an der Universität Hamburg und gehörte 2006 der Jury des Deutschen Buchpreises an. Heute lebt und arbeitet John von Düffel in Bremen und Hamburg.
Sein Debüt als Dramatiker gab von Düffel 1995 mit Oi – einem Stück über die rechtsradikale Szene in Deutschland. Grundsätzlich fragen von Düffels frühe Stücke thematisch nach einem kollektiven, nationalen Erbe und den daraus resultierenden Generationskonflikten. So widmet sich neben Oi auch Solingen (1995) dem fortdauernden und wieder auflebenden Faschismus in Deutschland; Stücke wie Born in the RAF (1999) und Rinderwahnsinn (1999) thematisieren die Auseinandersetzung mit der 68-er Generation. Das Verhältnis der Generationen und ihr Umgang miteinander bleibt auch Thema der Romane. Hier allerdings rückt die Familie als gesellschaftlicher und sozialer Kleinstort in den Vordergrund, etwa wenn in von Düffels Romandebüt Vom Wasser (1998) ein Ich-Erzähler der eigenen Herkunft nachspürt oder in Houwelandt (2004) die generationsübergreifende Kommunikations- und Beziehungslosigkeit einer Großfamilie dargestellt wird. Im aktuellen Roman Beste Jahre (2007), der die Geschichte einer Familiengründung erzählt, werden Familienmodelle nicht mehr rückblickend erschlossen, sondern in ihren Anfängen sichtbar gemacht. Verbindendes Element des Erzählwerks ist das Wasser, das in sämtlichen Texten als Leitmotiv in ein dichtes Geflecht an Metaphern eingebunden ist und dem Autor den Ruf eines "amphibischen Schriftstellers" eingetragen hat. Nicht zufällig verweist John von Düffel selbst auf das Schwimmen, wenn er das eigene Schreiben poetologisch zu bestimmen sucht: "Was braucht man zum Schreiben? Dasselbe wie zum Schwimmen: vor allem Kondition und Disziplin." (J.v.D. in: Die Welt, 3.6.2000).
Vortrag 1: Die Kunst des Ich
Vortrag 2: Literatur und Sport
Vortrag 3: Die erfundene Familie
Vortrag 4: Epische versus dramatische Zeit